Montag, 7. März 2011

J'ai tué ma credibilité


Reden wir über diesen Herrn hier. Xavier Dolan ist 21, kanadischer Schauspieler und Filmemacher. Sein erster Film "J'ai tué ma mère", zu deutsch: Ich habe meine Mutter getötet, läuft zur Zeit in einigen deutschen Kinos. Er ist Regisseur und Hauptdarsteller, und der Film sei semi-autobiografisch. Der schwule jugendliche Held schlägt sich mit seinem anstehenden Coming-Out herum. Wenn man den Trailer des Films sieht, denkt man: dieser Junge ist schön. Wenn man erfährt, dass dieser Junge der Regisseur des Films ist, denkt man: Er weiß, dass er schön ist. Das Plakat zum Film zeigt ihn und seine wuschelige Frisur. Nun hat Xavier Dolan mittlerweile einen zweiten Film gedreht, "Les amours imaginaires", eine klassische MMF-Dreieckskiste*, und wieder spielt er die Hauptrolle, und wieder gibt es ein Filmplakat mit seinem Antlitz (mit leichter Frisur-Variation). Die Filme sehen auch interessant aus, sind sicher gut, und der Erstling hat bestimmt nicht umsonst Preise in Cannes gewonnen. Das Problem an der Sache ist aber, was Xavier Dolan darstellt, nämlich die auf die Spitze getriebene Weiterführung der (schwulen) Generation Myspace, die sich möglichst gut darstellen will, vor einer möglichst großen Masse, pimp my identity. Künstlerische Entfaltung gönnt man generell gern, aber wenn es zur Selbstdarstellung in der Inhaltsbrache wird, ich erwähne an dieser Stelle mal nicht Til Schweiger, dann stellt sich ein Unwohlsein ein. Mag er auch ein guter Regisseur sein, aber wenn jemand mit 19 Filme dreht, kriege ich da so ein Helene-Hegemann**-Gefühl. Zu seiner Verteidigung: er ist Ex-Kinderdarsteller und hing somit in der Film-Kiste schon früh mit drin (vgl. H.H.). Vielleicht rege ich mich auch so auf, weil er in der Öffentlichkeit plötzlich ein selbstgefälliges schmierig-schiefes Zahnfleischgrinsen und eine perfekte aber eben auch typische mainstreamschwule Hipster-Ikonographie präsentiert. Außerdem hat er im Torture-Porn "Martyrs" mitgespielt, was bestimmt schlecht fürs Karma ist. Tut mir leid, ich bin total dagegen.
Traditionell zeige ich an dieser Stelle den Bedshot, den es natürlich auch von ihm gibt:

















Vielleicht werd ich mir die Filme doch irgendwann mal angucken, auch wenn sich dieses Eye Candy als Diätnahrung entpuppt hat. Dolan's nächstes Projekt heißt übrigens "Laurence Anyways" und handelt von einem Transsexuellen. Xavier Dolan ist eben auch schwul und er weiß es.

PS: Wie ich sehe kann man "J'ai tué ma mère" bei Youtube komplett ansehen...allerdings auf französisch ohne Untertitel.

* Etwas genauer: Bisexueller Mann, Homosexueller Mann, Heterosexuelle Frau.
** Beziehungsweise hier die hübsche Version von Helene Hegemann. Also noch schlimmer.

1 Kommentar:

  1. Schönes Posting!

    Dinge/Personen/Kunstwerke, zu denen ich eine Meinung habe, obwohl ich fast nichts über sie weiß, verwirren mich.

    Jungen Künstlern, die mit ihrem Erstling wahnsinnigen Erfolg erfahren, stehe ich mit einer salzigen Mischung aus Neid und Mitleid gegenüber, wobei das Mitleid massiv überwiegt. Ich würde nicht gerne mit einem gehypten Supererfolg starten, an dem ich mich den Rest meines Künstlerlebens abarbeiten muss. Außerdem glaube ich, dass Erfolg erst richtig süß schmeckt, wenn man sich den Mund vorher ordentlich mit Blut, Schweiß und Tränen ausgespült hat.

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