Freitag, 7. Januar 2011

Beiläufige Notizen im Januar

Liken und disliken ist ja total 00er. Bloggen ja auch. Aber da unsere Leserschaft auch gegen Null tendiert:

What to hate in Jan'11:
- Pures Grauen: Der Trailer zum neuen Til Schweiger Film. (Mit einem so verwirrenden Namen, dass die Lautschrift ("Kokowääh") zum Untertitel wurde. Was sprach gegen "Dreiohrwelpe"?) Es läuft "Stay" von Hurts, was diese offiziell zu den neuen OneRepublic macht. Schweiger schleppt erneut die eigenen Kinder vor die Kamera und fönt nochmal ordentlich die trockene Kruste seines Klischees. Alles am Trailer ist schlimm. Zu viel um es aufzuzählen. Nur soviel: Jemand sagt: "I like."
- Jared Leto läuft shirtlesser denn je durch das neue beknackte 30 Seconds to Mars Musikvideo ("Hurricane"), und man fragt sich, wann die Fans endlich verstehen, dass der Reiz der Band in der pathetisch-propagandistischen Inszenierung des nackten Oberkörpers (und auch Gesichtes, aber dieses bitte nur im Profil,) des Sängers besteht. Ja, man darf an dieser Stelle zugeben, dass er mit seinen 39 Jahren relativ gut aussieht. Aber bitte nicht die Musik gut finden. Danke. (Vgl. Adam Levine, Maroon 5)
- Was von Heidi übrig blieb: Pro7 startet eine neue Donnerstagsoffensive mit "Fashion & Fame - Design your dream". In der Jury: Philipp Plein. Also Fashion für reiche russische Ed Hardy-affine Ehefrauen und Trash-Fame Marke Dschungelcamp. Im Anschluß neue Folgen der Model-WG. Reality-, Stil- und Quotenfreie Zone. Put a camera in every hole.
- Dieser aktuelle Werbespot, in dem eine Frau ein misslungenes Familienfoto "ganz einfach" am Computer umbastelt, so dass sie es, Zitat, posten kann. Ist Postability das neue Ding? Möchte da nicht irgendwer was gegen sagen?
- Viele schöne Kommentare hingegen zu den U-Bahn Anzeigen der Anti-Diskriminierungsstelle, deren Text in etwa "Sie sind Opfer von Diskriminierung? Lassen sie sich beraten!" lautet. Einmal wurde das "beraten" durchgestrichen und durch "integrieren" ersetzt, dann gab es Aufkleber mit der Aufschrift "Thor statt Allah" oder "Kein Islam in Deutschland, das Christentum ist schlimm genug".
- Was wurde eigentlich aus dem guten alten Gangster-Rap? (Oder Gangsta-Rap?) Statt wirklich taffen dickschwänzigen Nummern oder R'n'B mit Soul und Realness und so gibt es jetzt nur noch Party-Dance-Nummern. Der neue 50 Cent heißt Flo Rida; der neue Usher heißt immernoch Usher, aber duettiert nun mit Justin Bieber; die Black Eyed Peas, einst ordentliche Hip-Hopper, setzen nach ihrem Pop-Einstieg durch Fergie-Einstieg seit Nummern wie "I gotta feeling" noch einen drauf: Guetta statt Ghetto. Hip-Hop Hurray, please?

What to love in Jan'11:
- Leslie Hall, die entdeckenswürdige Queen of Weird aus Iowa, die Frau mit dem Gem Sweater und den Golden Tight Pants, die spätestens 2011 zum internationalen Superstar aufsteigen sollte, falls sie Bock hat. Sie dekonstruiert herrlich das Coole, indem sie alles optisch Uncoole sammelt und mit einem knallharten Selbstbewusstsein füllt. Passenderweise rappt sie vorzüglich. Wahrscheinlich wird ihr als nächstes ein Penis angedichtet.
- So cool, dass sie fast wieder uncool ist, ist Natalie Portman. Nicht nur produziert sie die schräge Jane Austen Persiflage "Pride and Prejudice and Zombies", sie ist vor allem heiße Oscar-Kandidatin für "Black Swan", den, Zitat deutsches Marketing, "Psychosexuellen Thriller". Sie und ihre Gegenspielerin aus diesem Film, Mila Kunis, bringen nun beide eine Romantic Comedy mit exakt der gleichen Story heraus. Portman mit Ashton Kutcher, Kunis mit Justin Timberlake. Dazu kommt das Kriegsdrama "Brothers" mit einer blondgefärbten Natalie, man sieht sie demnächst bebrillt neben dem haarverlängerten Joseph Gordon-Levitt in "Hesher", sowie nackt im Fantasy-Comedy-Trash "Your Highness" neben James Franco und Zooey Deschanel und schließlich blockbusternd und in 3D in "Thor". Dass sie aktuell die Kinos dominiert, liegt zwar auch an unterschiedlich langer Post-Produktion und Lokalisierung, trotzdem fragt man sich, wer dieser Harvard-Absolventin noch Paroli bieten will. Dazu folgende Anekdote: In einem Interview erzählte Supermodel Natalia Vodianova, frisch verheiratet mit dem Erben Justin Portman, dass sie Natalie Portman (eigentlich Natalie Hershlag) auf der Damentoilette begegnete. Natalie Portman sagte: "There can be only one Natalie Portman.", Natalia Vodianova entgegnete: "Exactly, me."
- Quentin Tarantino nennt Toy Story 3 seinen Lieblingsfilm von 2010. Rapunzel ist auch vorne mit dabei. Der kommt natürlich nicht an die Disney-Klassiker heran, ist aber dennoch ziemlich gut. Deutsche Synchro von Alexandra Neldel und ...Moritz Bleibtreu. Aber sympathische Trick-Männer mit Stimmen von schrecklichen Typen kennt man ja schon von Küss den Frosch (Roger Cicero) und Hercules (Til Schweiger). In den End Credits singen übrigens Monrose, vermutlich ihr letzter Job.
- Das neue Kings of Leon Video zu "Pyro" ist da. Super Song, fast schwerelos, so schön simpel und unaufgeregt, ohne dabei radiountauglich zu werden. Klassischer Rocksong im positiven Sinne. Das Video ist nun genau das geworden, was man erwartet und erhofft hat. Aber seht selbst:

Kings Of Leon - Pyro (Official)