Mittwoch, 24. November 2010

The Drums Don't Work



Ich muss jetzt leider mal über die Drums reden. Danach haben wir's auch hinter uns. Mich haben die ja voll erwischt. Nachdem ich nie wirklich Groupie gewesen bin, werde ich bei den Drums zu einem hysterischen kleinen kichernden Mädchen. Ich habe 20€ für mein erstes (und letztes) Fanshirt ausgegeben. Ich habe eine persönliche, umrahmte Widmung des Sängers an mich in meinem Zimmer stehen. Ich habe einen signierten Jutebeutel. Bei ihrem ersten Konzert in Köln habe ich persönlich mit ihnen geredet. Und der Sänger hat mich gefragt, ob wir später auch noch in einen Club kommen! Ich sah uns schon in Gedanken durch den Indie-Himmel tanzen. Doch wir machten den Fehler, nicht dreist zu fragen, ob sie uns im Van mitnehmen. So kamen wir irgendwann im Club an und die Band tauchte nicht mehr auf. Der Sänger der Vorband verriet mir dann noch, dass sie auf jeden Fall kommen wollten, aber noch ein Hotel suchen mussten, und es sein konnte, dass dies zu lange dauert um danach noch wegzugehen... Schade, aber wir hatten damit gerechnet.

Es wäre ja auch zu schön gewesen. Allein, dass wir mit ihnen geredet haben.

Monate vergingen. Ich hatte mir natürlich schon früh eine Karte für das nächste Konzert gesichert. Mit der Zeit wusste ich nicht mehr, was die Drums überhaupt noch wollen. Als ich las, dass ihr Gitarrist ausgestiegen war, wunderte mich das erstaunlich wenig. Da musste doch mittlerweile irgendwas schief laufen. Als es dann vor kurzem so weit war, fühlte ich mich geradezu unvorbereitet. Ich ging trotzdem recht aufgeregt zum Konzert, hatte mich schön zurecht gemacht und hörte auf der Hinfahrt das aufputschende "White Knuckles" von OK GO, der Song der eigentlich besser ist als dieses "süße" Hunde-Choreo-Video. Im Vorprogramm sah man dann Two Wounded Birds und die Überraschung des Abends: Patrick Cleandenim. Die Drums (mit Ersatzgitarrist) waren dann irgendwie gut, aber auch offensichtlicher verdrogt, oder zumindest verwaschener, als das zuletzt der Fall war. Man bekam eine Idee, warum der immer sehr reflektiert und stringent wirkende Gitarrist ausgestiegen war.

Im Anschluss wartete ich ab, ob die Drums wieder das Bad in der Menge suchen würden, aber nur der Ersatzgitarrist, für den sich niemand interessierte, zeigte sich. Man muss dazu sagen, dass mittlerweile die kleinen Erste-Reihe-Mädchen, die beim ersten Konzert noch verwunderlicherweise gefehlt hatten, nun aufgetaucht waren, und ich wäre an ihrer Stelle vermutlich auch nicht aus dem Backstagebereich rausgekommen. So ließ ich, dennoch betrübt, über den Gitarristen Tom der Two Wounded Birds, dessen Spontanauftritt im Kloflur ich zuvor noch ganz 2010 mit meinem Handy gefilmt hatte, meine Trauer darüber ausrichten, dass sie trotz Ankündigung nicht mehr im Club aufgetaucht waren. (Bestimmt hat er es ausgerichtet!) Irgendwie hatte ich ja gehofft, dass sie zu mir kommen und sich entschuldigen. Ha! So lästerte man mit Vorbandmitgliedern immerhin über sich anbietende Groupiemädchen ab, die auf Nachfrage die Kooks gut und die Beatles nicht gut finden.*

Tschüss, Drums! Ruft mich an! Ich würde mich freuen, wenn wir Freunde blieben.

Hier noch mein Lieblingssong von ihnen, mit dem tollen Leni Riefenstahl Olympia Video (und schwarzen Mädchen als Ablenkung davon). Ja, wir hatten unsere Momente.


Ach Scheiße, ich liebe sie immernoch.
* Was ungefähr so ist, als würde man Asher Roth gut finden, aber nicht Eminem. Oder Hurts, aber nicht Tears for Fears. Oder die Atzen, aber nicht Scooter. Oder Lady Gaga, aber nicht Madonna. Oder Family Guy/American Dad, aber nicht die Simpsons. Oder Thilo Sarrazin, aber ... aber lassen wir das.

Dienstag, 14. September 2010

Menschen von der Stange

Menschen von der Stange sind Massenware.

Sie hören gern Rock für Nachbarn*.
Sie halten Mario Barth für den lustigsten Menschen der Welt.
Sie gucken Fernsehübertragungen von Mario-Barth-Auftritten mit ihrem Partner.
Männer von der Stange denken dabei: „Hahaha, genauso ist meine Freundin auch!“
Frauen von der Stange denken dabei: „ Hihi, ich bin genauso wie die Freundin von Mario Barth!“
Menschen von der Stange nennen ihren Partner „Schatz“ bzw. benutzen ähnliche Kosenamen.
Frauen von der Stange sind (wie von ihrem männlichen Pendant erwünscht) höchstens passiv humorvoll, d.h. sie lachen nur künstlich über die Witze von Männern und schauen diese dabei bewundernd und mit großen Augen an.
Männer von der Stange machen höchstens Witze, welche so wenig lustig sind wie die von Mario Barth.
Männer von der Stange mögen keine Frauen mit kurzen Haaren.
Frauen von der Stange finden ebenfalls, dass kurzes Haar bei Frauen unweiblich aussieht.
Frauen von der Stange mögen selbstverständlich keine Männer mit langen Haaren.
Frauen von der Stange mögen Filme wie „Dirty Dancing“ oder „Pretty Woman“ und Bücher von Cecelia Ahern („P.S. Ich liebe Dich“) oder Nicholas Sparks („Wie ein einziger Tag“).
Männer von der Stange mögen Filme wie „Rocky“ oder „Stirb langsam“ und halten Lesen generell für uncool.
Männer von der Stange denken, dass sie niemals weinen dürfen, da man sie sonst für schwach halten könnte.
Sie würden niemals allein ins Kino oder auf ein Konzert gehen; nur im Rahmen eines Dates oder mit den "Kumpels".
Menschen von der Stange haben selten andersgeschlechtliche Freunde; hier interessiert in erster Linie die Partnerwahl.
Menschen von der Stange sind auch nie lange Single.
Frauen von der Stange schauen für ihr Leben gern Telenovelas.
Frauen von der Stange tragen French Nails oder gar Glitzersteinchen auf den Nägeln.
(Junge) Frauen von der Stange lieben Pferde und betreiben Reitsport.
(Junge) Frauen von der Stange träumen von einer Hochzeit in Weiß, vielen Kindern, einem Häuschen im Grünen, einem süßen, kleinen Golden Retriever und natürlich von vielen Pferden.
Junge Frauen von der Stange glauben demnach an die so genannte „Wahre Liebe“.
Sie werden später ein „Schöner Wohnen“-Abonnement besitzen.
Menschen von der Stange finden es traurig, wenn jemand keine Kinder bekommen möchte.
In ihrem Leben läuft meistens alles "glatt".
(Junge) Männer von der Stange träumen von Sportwagen und begeistern sich für die Formel 1.
Männer von der Stange schenken ihrer Angebeteten rote Rosen, Lebkuchenherzen mit Aufschriften wie „Du bist mein Engel!“ und kitschige Kuscheltiere.
Männer von der Stange gehen bei öffentlichen Veranstaltungen auf die Bühne und gestehen ihre Liebe.
Die entsprechenden Frauen von der Stange brechen bei dieser Gelegenheit vor Rührung in Tränen aus.
Menschen von der Stange feiern Karneval, Valentinstag, Halloween und alle anderen Feiertage, die ihnen sonst noch angedreht werden.
Frauen von der Stange mögen meist kein Bier und gehen gerne Cocktails trinken.
Menschen von der Stange machen im Sommer ausschließlich Strandurlaub.
Sie gehen ins Solarium, um auch im Rest des Jahres gebräunt zu sein und stählen ihren Körper im Fitness-Studio.
Menschen von der Stange können oft nicht nachvollziehen, dass manche Leute nicht an die Existenz Gottes glauben.
Menschen von der Stange halten maßgeschneiderte Menschen schnell für verrückt und komisch.
Menschen von der Stange haben oft den Großteil der Mitschüler in einer Jahrgangsstufe ausgemacht.
Menschen von der Stange mittleren Alters schauen im Fernsehen gern peinliche Nostalgie-Sendungen wie „Die ultimative Chartshow“.
Menschen von der Stange schauen niemals Arte oder 3sat.
Menschen von der Stange fragen „Wie geht’s?“ ohne sich wirklich dafür zu interessieren, wie es dem anderen geht.
Sie besitzen „Kuschelrock“-CDs, um sie für den vorgesehenen Zweck zu nutzen.
Sie haben keine Ahnung, was für Musik Pete Doherty macht, obwohl sie schon oft von seiner Person hörten.
Menschen von der Stange gehen in Großraumdiskos.
Menschen von der Stange vertreten selten lautstark eine Meinung, welche nicht von der Mehrheit geteilt wird.
Menschen von der Stange sind offen oder latent homophob.
Mit Menschen von der Stange kann man unmöglich philosophieren bzw. sich über tiefgründige Dinge unterhalten.
Mit Menschen von der Stange kann man aber auch schwer sinnlos herumalbern.

Menschen von der Stange halten es für erstrebenswert, so zu sein wie alle anderen.

Ohne Menschen von der Stange hätten alternative Menschen nichts, um sich abzugrenzen.

Hinweis: Diese Definition erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

* Musikgenre: massenkompatibler, pathetisch-facettenloser Softrock.
Bsp.: Bon Jovi, Nickelback, 3 Doors Down, Simple Plan, Maroon 5, Matchbox Twenty.
Deutsche Vertreter: Reamonn, Stanfour, Revolverheld.

Montag, 13. September 2010

Junikäfer und Haucherglocke


Uuuuuuuhhh-Ah-Uuuuuuuhhh... Der Robert ist ja schon ein Hübscher. Und dieses Albumcover, ein Oben-Ohne-Gebet im Bett. Und die Unter- und Karohemdigkeit. Mit 16 Jahren Gitarrenschüler von John Frusciante. Der wiederum mal Stella Schnabel datete, deren Vater, Julian Schnabel, nicht nur ein Albumcover für die Chili Peppers malte, sondern auch Regie führte bei dem Film "Before Night falls" (vgl. Francis' Albumtitel), in dem Johnny Depp mitspielte, der nicht nur auf dem dritten, und ersten mittelmäßigen Oasis-Album ("Be Here Now") bei einem Song Gitarre spielte (Robert's "Before Nightfall" wurde von einem der Oasis-Produzenten aufgenommen), sondern auch mit Flea (RHCP) befreundet ist, welcher mit Johnny Depp in "Fear and Loathing in Las Vegas" spielte, und welcher auch in "My Own Private Idaho" mit River Phoenix spielte, der wiederum auf dem Bürgersteig vor Johnny Depps damaligem Club in den Armen seines Bruders Joaquin Phoenix starb, dessen angebliche Rapkarriere hier nicht behandelt werden soll.

Aber zurück zu Robert. Warum ist er so schön und hat so wenig Talent? Ein Lehrling Frusciantes, mag er auch die Prüfung nicht absolviert haben, sollte doch mehr drauf haben als ein One-Ohrwurm-Wonder. Stattdessen übertüncht er mit seinem Indie-Mädchen-ködernden Look dieses musikalische Manko. Brustbehaarung und Bartzucht werden ausführlich exponiert, ebenso der fernschweifende Schlafzimmerblick. Mit seinem Look mag er locken, aber seine Songs sind leider weichgespült und gesanglich kaputtgehaucht.
Kleine Indie-Mädchen dürften sich von diesem Out-of-Bed-Boy täuschen lassen, wir aber nicht.
Hübsch ist er trotzdem.